„Eingebracht ohne Ende”

Foto: Kleineidamm v.l. Johann-Bernhard Holthausen, Gerhard Herrmann, Hassan Sweid, dessen Frau Abeer und Manfred Dresenkamp. Mit im Bild: Tochter Rand Sweid

VEREINSLEBEN Syrer Rassan Sweid arbeitete sechs Monate für den TC Drensteinfurt

Von Matthias Kleineidam WA vom 21.09.2018

DRENSTEINFURT „Kein Pro­blem“ – das hörte Manfred Dre­senkamp des Öfteren, wenn er mit Hassan Sweid auf der Anla­ge des Tennis-Clubs Drenstein­furt unterwegs war. Tatkräftig ging der Syrer dem Platzwart zur Hand – und das über einen Zeit­raum von sechs Monaten.

Vom 19. März bis Dienstag dieser Woche arbeitete Sweid für den gemeinnützigen Stewwerter Sportverein und unterstützte Dresenkamp bei der Tennisplatz- und Grünan­lagenpflege sowie der Gestal­tung und Verschönerung der Außenanlagen. Anfangs habe es mit der Verständigung ge­hapert, sagt Dresenkamp, aber am Ende habe selbst ich ihn verstanden“. Der Platz- und Sportwart des TCD ist voll des Lobes: Er hat sich eingebracht ohne Ende.“ Auch Arbeiten, die körper­lich anstrengend waren, habe der 46-Jährige nicht gescheut. Und er hat sehr selbststän­dig gearbeitet“, ergänzt Ger­hard Herrmann, der 1. Ge­schäftsführer des Tennis-Clubs.

In den vergangenen Wo­chen rüstete der TCD die au­tomatische Bewässerungsan­lage der Außenplätze auf elektronische Steuerung um. Um die Kabel zu verlegen, mussten auf über 100 Metern Erde und die alten Steuerven­tile per Hand ausgegraben werden. „Ohne die Unterstüt­zung von Hassan wäre diese Aktion nicht zeitgerecht er­folgt“, betont Herrmann. Zehn Stunden pro Woche war Sweid für den Verein im Einsatz, parallel besuchte er einen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlin­ge (Bamf) geförderten Sprachkurs in Münster. Dort stehen vier Stunden Deutsch am Tag auf dem Plan.

Sweid ist seit 2016 in Deutschland. In Syrien arbei­tete er als Busfahrer und Bau­arbeiter, in der Hauptstadt Damaskus wohnten der 46­Jährige, seine Frau Abeer (35) und seine beiden Kinder – ein Junge und ein Mädchen – in einem eigenen Haus. Auf der Flucht war Hassen Sweid sechs Monate – teils zu Fuß, teils mit dem Bus oder dem Schiff. Der Rest der Familie war vier Monate unterwegs. Über München respektive Bielefeld kamen die Sweids nach Rinkerode. Dort woh­nen sie seit zwei Jahren.

Aber nicht mehr lange. Der Umzug nach Drensteinfurt steht bevor. Dresenkamp half bei den Gesprächen mit Amt und Vermieter. Außerdem fi­nanziert der TCD den Erstanstrich. Tanja Schweer, die 1. Vorsitzende des Tennis-Clubs, überreichte Hassan Sweid bei der Saisonabschlussfeier am Samstag passenderweise ei­nen Pinsel, damit er auch bei der Renovierung mit anpa­cken kann.

„Der Verein hofft, dass die Verbindung zwischen dem TCD und der Familie Sweid durch die kürzere Entfer­nung zwischen Wohnung und Tennisanlage zu einer stärkeren Bindung führt und die Kinder gegebenenfalls Spaß am Tennis bekommen“, sagt Geschäftsführer Herr­mann. Die neunjährige Toch­ter Rand hat bereits an einem Schnupperkurs teilgenom­men. der ältere Sohn spielt lieber Fußball. Und ihr Vater geht gerne ins Erlbad.

„Wir werden weiter Kon­takt halten und die Familie dabei unterstützen, sich zu integrieren“, verspricht Man­fred Dresenkamp, dem es wichtig war. dass die Mitglie­der des TCD Hassan Sweid stets „den nötigen Respekt“ entgegenbrachten.

Johann-Bernhard Holthau­sen vom Netzwerk Beruf und Bildung in Ahlen will auf beruflicher Ebe­ne weiter vermitteln. Die In­tention der sogenannten Ar­beitsgelegenheiten sei es un­ter anderem, Menschen eine Tagesstruktur zu geben. Wichtig sei dabei, dass die Vereine gemeinnützig und wettbewerbsneutral sind, sagt Holthausen. Nun gelte es, Sweid Wege ins Berufsle­ben – eventuell wieder als Busfahrer – aufzuzeigen.

Vom TCD erhält Hassan Sweid ein qualifiziertes Ar­beitszeugnis. Auch der Syrer zieht nach dem halben Jahr ein positives Resümee. Für ihn waren die Arbeiten auf der Anlage an der Kleiststra­ße nicht nur „kein Problem“. Er habe mit „Manni“ auch „viel Spaß gehabt“, so Sweid